Sehr geehrte Damen und Herren,

leider wird es mir nicht möglich sein, am Werkstattgespräch bezüglich der Nerostraße teilzunehmen. Ich möchte deswegen gerne die Gelegenheit wahrnehmen, meinen Beitrag schriftlich einzureichen.

Ich beteilige mich auch in der Bürgerinitiative „lebenswerte Nerostraße“, die, wie Sie vielleicht wissen, aus einer bunten Mischung ganz unterschiedlicher Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Interessen besteht, die sich mal mehr und mal weniger einbringen und die weit davon entfernt ist, eine homogene Gruppe mit einschlägigen Interessen zu sein. Die Initiative hat eine Webseite (www.nerostrasse.de), die die gemeinsamen Ziele auf einem größtmöglichen Nenner darzustellen versucht, die aber aus Zeitmangel nicht aktiv gepflegt wird. Die Initiative hat zum obersten Ziel, alle Menschen mit einem Interesse an einer lebenswerten Nerostraße mit einzubeziehen, auch neu Zugezogene und Besucher der Nerostraße. Was genau „lebenswerte Nerostraße“ inhaltlich bedeutet, wird in der Initiative und mit allen Interessierten leidenschaftlich und hochkontrovers diskutiert, z.B. auch während der von der Gruppe organisierten öffentlichen Veranstaltungen, wie dem im Mai 2022 stattgefundenem Nerostraßenfestival mit Infoständen und Ideenpool.

Ich persönlich möchte mich dafür einsetzen, dass weniger Autos in der Nerostraße abgestellt werden dürfen. Die Straße ist viel zu eng für Fußgänger mit Einkaufstaschen, Rollatoren, Kinderwagen oder Rollstühlen. Ich besitze eine kunsthandwerkliche Töpferwerkstatt in der Nerostraße 22 und erlebe jeden Tag, wie gefährlich es ist für die vielen Grundschulkinder der Anton-Gruner-Schule, die die Nerostraße auf ihrem Schulweg nutzen.


Besonders frustrierend ist die Nerostraße aber für Fahrrad- und Autofahrer, die sich durch die viel zu enge Straße quälen. Wir erdulden täglich die Hupkonzerte und Schimpftiraden, wenn Falschparker, Lieferwagen, Paketdienste und dergleichen, die Straße blockieren und sich der Durchgangsverkehr staut.
Die Nerostraße beherbergt keinen einzigen Baum, keine öffentliche Sitzgelegenheit und keinen einzigen Fahrradabstellplatz. Ich biete vor meiner Werkstatt eine Sitzbank an, auf der sich regelmäßig ältere Bewohner auf ihrem Einkaufsweg kurz ausruhen. Auch die Bänke des Parklets vor der Weinbar nero22 oder die mobile Bank vor dem Friseursalon Goldrausch werden tagsüber gerne so genutzt. Diese Orte tragen dabei auch maßgeblich zu einer lebendigen Nachbarschaft bei, die nicht nur für uns Bewohner, sondern auch für andere Wiesbadener und Gäste der Stadt zu einem attraktiven Anziehungspunkt und einem lebendigen Kiez beitragen. Diese Nachbarschaft, das ungezwungene, spontane Miteinander im öffentlichen Raum ist ein ganz wertvoller Bestandteil eines menschenfreundlichen, sicheren und gesunden Stadtgewebes, den es zu unterstützen und zu fördern gilt.

Ich plädiere für eine kinder- und fußgängerfreundlichere, verkehrsberuhigte Nerostraße mit weniger abgestellten Fahrzeugen, aber dafür mit mehr Grün, dem ein oder anderen Verweilpunkt, möglichst auch einer Haltebucht für die Zustelldienste und Fahrradparkplätzen.

Ich grüße Sie und wünsche Ihnen ein erquickliches und ergebnisorientiertes Werkstattgespräch,

Dr. SabineWittmann
Nerostraße 22

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